Mit Herz und Härte für Habenhausen
Seit fünf Jahren spielt Lino Hintke für den ATSV Habenhausen, jetzt verlängerte der Kreisläufer seinen Vertrag beim Handball-Oberligisten für ein weiteres Jahr.
Keine Frage, Lino Hintke ist eine echte Kante. Mit seinen 105 Kilo, verteilt auf 191 Zentimeter Körpergröße, ist er geradezu dafür prädestiniert, sich bei seinen Gegenspielern Respekt zu verschaffen. Beim ATSV Habenhausen spielt der Handballer jetzt in seinem fünften Jahr und es braucht nicht viel Fantasie, nachzuvollziehen, dass die Nachricht über seine Vertragsverlängerung bei seinem Trainer große Freude ausgelöst hat. „Lino ist neben Ole Harms aus Cloppenburg und Arne Eschweiler aus Fredenbeck einer der besten Kreisläufer der Oberliga. Für mich ist er aber auch in der Abwehr, im Innenblock oder auf der Halbdistanz, mit seiner gesunden Aggressivität ein Führungsspieler“, sagt Matthias Ruckh.
Auch für Lino Hintke war die Zusage für ein weiteres Jahr beim ATSV „eine Herzensangelegenheit“. Ein Selbstgänger war es allerdings nicht, denn der 29-Jährige hatte zuvor schon mit sich gerungen. Als Berufsfeuerwehrmann mit Schichtarbeit und 24-Stunden-Diensten sowie als zweifacher Vater einer zweijährigen und einer drei Monate alten Tochter, spukten bereits Gedanken über ein Karriereende in seinem Kopf. „Ich wollte auch meine Frau mehr unterstützen und angesichts der weiten Anfahrten von meinem Wohnort Bremerhaven musste ich sehen, wie das alles noch zusammenpasst“, sagt Hintke.
Verein und Spieler ließen sich dabei ausreichend Zeit. „Wir haben das jetzt maximal besprochen. Jeder weiß jetzt, woran er ist, sodass im Verlauf der Saison keine Misstöne aufkommen“, erklärt Ruckh. So wird Hintke künftig etwas mehr Flexibilität beim Training eingeräumt. „Für mich war das sehr wichtig, damit ich in Habenhausen weitermachen kann. Ansonsten hätte ich komplett aufgehört“, betont Hintke. Deutlicher hätte er wohl kaum seine Treue zum ATSV Habenhausen ausdrücken können. Diese Loyalität kommt nicht von ungefähr. Die war schon da, als er das erste Probetraining absolviert hatte. „Gerade unser Zusammenhalt ist großartig. Wir haben große Ziele, sind aber im Kern sehr familiär aufgestellt. Ich wurde hier zum Beispiel anfangs nie als Gastspieler angesehen, sondern sofort sehr herzlich aufgenommen.“
Obwohl er die Oberliga bereits als Spieler der HSG Schwanewede/Neuenkirchen kennengelernt und dort auch zusammen mit Matthias Ruckh gespielt hatte, waren die Unterschiede für ihn enorm: „Habenhausen ist nun einmal eine ganz andere Hausnummer. Das spürt man von Anfang an die besonderen Ambitionen, in diesem Fall das Ziel 3. Liga. Das waren auch meine Ansprüche und so bin ich die Sache dann auch selbstbewusst angegangen.“ Dabei ist Lino Hintke auch selbstkritisch genug, um seine Stärken und Schwächen einzuordnen. „Da Training war für mich anfangs sehr intensiv. Ich bin mit Talent nicht gerade überschüttet, aber ich versuche immer, über das Training meinen Weg zu gehen.“
Und das macht er bislang überzeugend. Sein Potenzial steckt in seiner Körperlichkeit, die auch Matthias Ruckh begeistert. „Lino besitzt eine immense Durchschlagskraft“, sagt der Trainer. Dessen ist sich auch Hintke selber bewusst. „Mit einer gewissen Härte zu spielen, gerade in der Abwehr, macht mir richtig Spaß“, sagt der Rechtshänder. Das dürften seine Gegenspieler sicherlich etwas anders sehen. Den Esflethern wurden beispielsweise im jüngsten Aufeinandertreffen klar die Grenzen aufgezeigt. Habenhausen feierte einen deutlichen 33:25 (17:14)-Auswärtssieg, woran auch Lino Hintke seinen Anteil hatte. „Er hat zwar diesmal kein Tor erzielt, aber mit seinem starken Stellungsspiel hat er der Abwehr große Stabilität verliehen“, sagt Ruckh.
Vielleicht war es diese Stabilität, die den Habenhausern gerade gegen Ende des vergangenen Jahres fehlte. Zumindest fehlte Hintke in zwei von drei verlorenen Spielen und war erst wieder dabei, als sich der ATSV mit den Siegen über Bremervörde und jetzt gegen Elsfleth wieder aus der Formkrise befreite. Davor kämpfte er zunächst mit Achillessehnenproblemen, später musste er sich dann einer Nasenoperation unterziehen. Letztere hatte er bereits gegen Ende der vergangenen Drittliga-Saison einmal über sich ergehen lassen, nachdem er sich im Spiel gegen Hannover einen Nasenbeinbruch zugezogen hatte. „Das war noch ein bisschen schief und musste jetzt korrigiert werden, auch weil ich sonst mit den Atemschutzmasken Probleme bekommen hätte“, sagt der Feuerwehrmann.
Mittlerweile ist bei dem Kreisläufer alles wieder gerichtet und Hintke kann wieder durchstarten. Am Sonntag (17 Uhr) stellt sich der Aufsteiger und aktuelle Tabellenzwölfte TV Oyten beim ATSV Habenhausen vor. Rein rechnerisch eine der vermeintlich leichteren Aufgaben. „Aber gerade die unerwarteten Niederlagen gegen Achim/Baden und Rotenburg haben gezeigt, dass die Konzentration permanent hochgehalten werden muss“, sagt Hintke. „Wenn wir das hinbekommen, warten dann im März und April hintereinander die Topspiele gegen Fredenbeck und Cloppenburg.“
Veröffentlicht im Weser Kurier am 08.02.2023, geschrieben von Rainer Jüttner.