Habenhausen setzt den ersten Big Point
Handballer bezwingen Cloppenburg im Oberliga-Topspiel mit 27:26 und bleiben Spitzenreiter ohne Verlustpunkte.
Am Ende war Trainer Matthias Ruckh dann nur noch erleichtert. Gerade hatten die Oberliga-Handballer des ATSV Habenhausen auf dem Weg zurück in die 3. Liga eine ganz wichtige Etappe zurück gelegt. Mit 27:26 (13:14) setzten sich die Handballer in der Hinni-Schwenker-Halle gegen den TV Cloppenburg durch und führen jetzt als einziges noch verlustpunktfreies Team die Tabelle der Oberliga Nordsee an. Auch das vorangegangene Spiel gegen Fredenbeck hatten die Bremer nur mit einem Tor Differenz gewonnen und Ruckh sprach danach von einem glücklichen Sieg. Diesmal sah er die Sache anders. „Das war heute nicht glücklich sondern wir waren heute in einem Spiel zweier sehr guter Mannschaften in der entscheidenden Phase besser.“
Wieder einmal hat seine Mannschaft bewiesen, dass sich jeder Einzelne als wichtiges Teil des Teams sieht. „Alle halten in jeder Sekunde zusammen. Jeder weiß, wann er voll da sein muss“, sagt Ruckh. Gerade in wichtigen und extrem ausgeglichenen Spielen kann dieser Zusammenhalt die entscheidende Nuance sein, um solche Partien zu gewinnen.
Die Vorzeichen für das Topspiel hätten wohl kaum spannender sein können. Beide Mannschaften wollen als Absteiger wieder zurück in die 3. Liga, was beide Mannschaften mit jeweils 14:0 Punkten aus sieben Spielen eindrucksvoll unterstrichen hatten. Habenhausen stand allein wegen des besseren Torverhältnisses an der Spitze und letztlich gab es vor dem Anpfiff eigentlich nichts, womit der eine den anderen Konkurrenten noch überraschen könnte. Dennoch sorgte Cloppenburgs Trainer Janis Köhler noch für einen unerwartetes Schmankerl, als er seinen Zwillingsbruder Steffen in die Mannschaftsliste eintragen ließ. Der ehemalige Zweitliga-Akteur vom VfL Bad Schwartau kam jedoch nicht dazu, entscheidende Impulse zu setzen.
Für die sorgten in der Endabrechnung die Habenhauser. Da war zunächst einmal die bärenstarke Abwehr der Bremer. Matthias Ruckh war begeistert: „Björn Wähmann, Leon Grieme, Lino Hintke und Luc Schluroff haben über 60 Minuten lang einfach einen Wahnsinnsjob erledigt und auch unsere Torhüter hatten sich intensiv auf dieses Spiel vorbereitet.“ Das bekam vor allem auch Ole Harms zu spüren, denn die Cloppenburger Vereinsikone blieb diesmal doch eher blass. Zwar sorgte Harms mit zwei Toren für die Cloppenburger 2:0-Führung, doch nachdem gleich sein erster Siebenmeter pariert wurde, gelang ihm erst in der 35. Minute sein dritter und letzter Treffer. Bis dahin hatte sich noch keine der beiden Mannschaften absetzen können (16:16) und auch danach ging es mit dem Spiel auf Augenhöhe munter weiter. Jesdes Team hatte seine starken Momente und in einer dieser starken Phasen gelang es den Habenhausern erstmals, sich ein wenig abzusetzen. Bis dahin hatten sie die Cloppenburger Probleme bei der Rückwärtsbewegung mit hohem Tempo zu nutzen versucht.
Die starke Phase begann in der 49. Minute, als die Cloppenburger nach einer Zeitstrafe für Michael-Leon Williams in Unterzahl waren und Luc Schluroff zum 23:22 traf. Louis Beyer erhöhte danach noch auf 24:22 und selbst in Unterzahl waren die Habenhauser in dieser Phase nicht zu bremsen. Denn auch als Leon Grieme für zwei Minuten zwangspausieren musste, baute Janik Schluroff den Vorsprung auf 25:22 aus.
Apropos Janik Schluroff: der gehörte in der Schlussphase zu den wichtigen Säulen des Erfolgs. „Er hat in zwei ganz wichtigen Situationen, in denen wir schon Zeitspiel-gefährdet waren, direkt aus neun Metern den Abschluss gesucht und getroffen“, sagte Matthias Ruckh. Gemeinsam mit Torwart Daniel Sommerfeld und der Abwehr übernahm Janik Schluroff somit die am Ende entscheidende Verantwortung.
Zuvor hatte der ATSV umgestellt. „Weg vom System mit zwei Mittelmännern“, wie Ruckh erklärte. Björn Wähmann rückte vom rechten auf den linken Rückraum, sodass Janik Schluroff als Linkshänder den rechten Rückraum übernahm – dieser Plan ging auf.
Ein Lob erhielt aber auch Fynn Schluroff, der zwischen der zehnten und 20. Minute seinen Part erfüllte. „Fynn Er hatte dabei einige gute Aktionen und spielt immer mehr das, was wir von im erwarten. Er hat zwei gute Tore gemacht und Siebenmeter und Zeitstrafen herausgeholt“, sagte Ruckh.
Der Habenhauser Trainer weiß aber natürlich auch, dass dieser tolle Sieg nicht mehr viel Wert ist, wenn seine Mannschaft nicht gegen den TuS Haren nachlegt. Die Bremer reisen am 12. November an (18 Uhr) und sind gewarnt. „Für mich war Haren vor der Saison ein Geheimfavorit“, sagt Ruckh. Das Team hat unter anderem mit dem früheren Nettelstedter Erstligaspiele Tim Remers interessante Individualisten und trägt seine Heimspiele seit etwa einem Jahr auch mit Backe aus. „Haren kann an guten Tagen sicherlich jeden schlagen, aber wir werden als Kollektiv dagegen halten“, verspricht Matthias Ruckh.
Veröffentlicht im Weser Kurier am 07.11.2022, geschrieben von Rainer Jüttner.