Der ATSV Habenhausen beginnt zu rechnen
Konzeptpapier für die 3. Handball-Ligen sieht bei Fortsetzung der Saison Corona-Tests vor und führt zu deutlichen Mehrkosten
Bremen. Das Jahr hat gerade erst angefangen – und doch wird die Zeit allmählich knapp. Zumindest für die Sportler, deren Saison derzeit unterbrochen ist und die noch auf die Fortsetzung hoffen. Deutschlands Drittliga-Handballer zählen zu den Hoffenden und damit auch Trainer und Spieler des ATSV Habenhausen. Am vergangenen Montag verkündete der Deutsche Handball-Bund (DHB), dass die Zwangspause mindestens bis zum 28. Februar verlängert wird. Inzwischen trafen sich Spielleitung und Vertreter aller Männer-Drittligisten zu einer Videokonferenz, in der sie sich mit dem Gedanken beschäftigten, dass die Saison ab 1. März nicht weitergespielt werden kann.
„In einem Punkt“, sagt Habenhausens Trainer Matthias Ruckh, „haben wir jetzt zumindest Planungssicherheit: Wenn der Spielbetrieb ab dem 1. März weiterhin nicht möglich ist, wird die Saison abgebrochen.“ Dann würde das Szenario Wirklichkeit werden, das das Konzeptpapier des Drittliga-Spielleiters Andreas Tiemann als „Alternative“ beschreibt. Diese Alternative sieht vor, dass es keine sportlichen Absteiger aus den 3. Ligen geben würde. Nur die Vereine, die für die Saison 2021/22 nicht wieder melden, würden die Spielklasse verlassen.
Für aufstiegswillige Klubs böte sich die historisch vermutlich einmalige Chance, dass sie bis zum 15. März für eine Aufstiegsrunde zur 2. Bundesliga melden könnten. Je nachdem, wie viele Mannschaften sich bewerben, würde der DHB dann einen Spielmodus entwerfen. Matthias Ruckh räumt lachend zwar ein, dass der Gedanke an einen Zweitliga-Aufstieg durchaus Charme habe, zumal sich Vereine im Januar personell auch noch verstärken dürften; doch ernsthaft werde sich der ATSV damit nicht beschäftigen.
Der ATSV Habenhausen hat als Fernziel den Zweitliga-Aufstieg ins Visier genommen, doch erst einmal geht es dem letztjährigen Aufsteiger darum, sich in der 3. Liga zu etablieren. Und durchzurechnen, welche finanziellen Möglichkeiten er in der Spielzeit 2020/21 noch ausschöpfen kann. Denn klar ist: Wenn weitergespielt werden kann, dann nur nach einem verpflichtenden Konzept inklusive Corona-Tests. Zwingend vorgeschrieben wäre an Spieltagen ein Schnelltest, dessen Abnahme höchstens sechs Stunden vor dem Anpfiff erfolgt sein müsste. „Das bedeutet bei einigen Partien aber, dass wir uns bereits auf der Anreise zum Spielort befinden würden, bevor wir testen können“, sagt Matthias Ruckh. Wenn dann ein Test positiv ausfallen sollte, hätte der Verein außer Spesen für die Corona-Tests und die Busreise nichts vom Tag gehabt. Allein die Kosten für die Tests am Spieltag beziffert Ruckh mit etwa 150 Euro fürs gesamte Team plus Betreuer.
Da der DHB aber weitere Tests unter der Woche empfiehlt, kämen für den weiteren Saisonverlauf ab 1. März einige Tausend Euro Mehrkosten auf den ATSV zu. Sollte die Spielzeit im März wie geplant und erhofft fortgesetzt werden, hätten die Bremer noch zwölf Begegnungen zu absolvieren, bis zumindest die Hinrunde komplettiert wäre. In diesem Fall gäbe es auch reguläre Auf- und Absteiger aus der 3. Liga. Eine Rückrunde wird es auf keinen Fall geben.
Sollte der Punktspielbetrieb jedoch auch im März noch ruhen, könnten die Habenhauser im April und Mai an einer extra für die Drittligisten eingerichteten Qualifikation für den DHB-Pokal teilnehmen. Dafür müssten sie bis zum 15. März melden. Dann hätten sie Aussicht auf wenigstens einige Spiele im Wettkampfmodus. Allerdings müssten sie auch hier Corona-Tests machen, auch dann würden erhebliche Kosten anfallen. „Wir werden uns genau überlegen, was wir machen“, sagt Matthias Ruckh. Zunächst müsse abgewartet werden, welches Szenario überhaupt eintreten wird. Mit Blick auf die derzeitige Corona-Lage rechnet Ruckh jedoch nicht mit der Fortsetzung der Saison.
Bericht aus dem Weser Kurier
Veröffentlicht im Weser Kurier am 17.Januar.2021. Geschrieben von Jörg Niemeyer.